Ich wollte einen günstigen Bungalow bauen.
Genau genommen: preisgünstig, solide und wohngesund.
Alle haben gedacht das wird nix.
Ich habe es trotzdem versucht und meinen Hausbau zum Experiment gemacht.
Kontrolliert, sonst hätte mich meine Frau entsorgt.
Gleich verrate ich Dir, wie das alles kam.
Neugierig?
Dann los.
Von Mario Hermann | 10.2.2022
Warum wir einen Bungalow bauen …
Ganz einfach, ich hasse Treppen.
Dazu muss ich nicht erst alt werden.
Das Grundstück war groß genug und ich liebe den direkten Blick in den Garten.
In Kombination mit bodentiefen Fenstern fühlt es sich ein bisschen an, wie ein großes Gartenhaus.
Oft hört man von höheren Kosten beim Bungalow. Wegen der größeren Dachfläche und Bodenplatte. Das hat mir mein Architekt aber ausgeredet. Schließlich braucht man bei 2 Geschossen auch Platz für eine Treppe und Flur im OG, meint er.
Das schien mir logisch.
Außerdem wollte ich einfach den Bungalow.
Ein Kollege meiner Frau ist von einer 130qm Gründerzeitwohnung in seinen 200qm 2-Geschosser gezogen.
Mit allem Pi Pa Po.
Und was nervt ihn am Meisten?
Die Treppe.
Weil das, was man gerade braucht, natürlich wiedermal auf der anderen Etage ist…
Das ist für mich ein günstiges Haus!
Unter günstig verstehen die Meisten preisgünstig.
Das ist berechtigt.
Aber wenn Du so denkst, wirst Du Dich nur gut fühlen, wenn Du den Vertrag unterschreibst.
Um lange und zufrieden in einem Haus zu wohnen, braucht es mehr.
Viel mehr.
Günstig bedeutet für mich auch: solide, wohngesund, gemütlich, langlebig, pflegeleicht, flexibel, individuell.
Kurz: Rundrum gut.
So wie bei Liebligsklamotten.
Dieses Gefühl wollte ich in meinem neuen Haus haben.
Und trotzdem sollte es kostengünstig werden.
Aber nach dem Besuch verschiedener Fertighaus Bungalows hatte ich das Gefühl, das irgendwas fehlt.
Damals konnte ich es nicht genau sagen.
Heute weiß ich:
Was mich an „günstigen“ Fertighausangeboten stört
Günstige Bungalows von Fertighausanbietern sind nach dem Preis optimiert.
Sie sind nicht günstig, weil der Anbieter auf seinen Gewinnanteil verzichtet.
Stattdessen wird am Haus gespart.
Dünne Wände mit viel Plastik, damit die Wärmedämmwerte doch noch erreicht werden.
Kaltdächer, die schlecht nutzbar sind.
Individuell planbar steht fast immer drauf, beschränkt sich dann aber doch auf wenige Möglichkeiten.
Ich habe bei insgesamt 8 Fertig- und Massivhausanbietern Angebote angefragt.
Hatte die Vertragsunterlagen schon zu Hause.
Dann fragt mich ein Freund, warum ich nicht mit einem Architekten baue.
Warum eigentlich nicht?
Weil ich die zusätzlichen Kosten nicht tragen wollte.
Sicher, der Architektenentwurf und die professionelle Baubegleitung steigert den Wert meines Hauses.
Aber:
Kann die Wertsteigerung mit Architekt größer sein, als sein Honorar?
Das ist die einzig relevante Frage, die ein eiskalter Investor stellen würde.
Ich fand die Idee auch spannend.
Je länger ich darüber nachdachte, desto überzeugter war ich.
Denn es ist ja kein Geheimnis mehr, dass es Low Budget Häuser vom Architekten gibt.
Ich hab mir ein Buch über Low Budget Häuser gekauft. Und noch mehr in der Bibo ausgesaugt.
Der Bau von Low Budget Häusern ist jedoch nicht so leicht.
Zumindest solange Architekten Bauherren finden, mit denen Sie deutlich mehr verdienen können.
Aber einem guten Architekten sind die „klassischen“ Strategien bekannt.
Und so hat mein Planer auch einige Ideen umgesetzt.
Zum Beispiel:
Fenster mit Festverglasung
Das war eine Einsparung, die mein Architekt geplant hat.
Aber ich wollte mehr.
Wie ich meinen Hausbau zum Experiment machte
Ich brauchte einen Plan.
Langsam entwickelte sich die Idee: Während der Architekt bautechnisch kostengünstige Lösungen plant, könnte ich als Bauherr schaun, dass auf der Baustelle alles rund läuft. Der Architekt hat dabei natürlich weiter den Hut auf.
Meine Grundlage für günstiges Bauen
Das Potential schien mir verlockend.
Also habe ich mich ein Jahr lang aus dem Berufsleben ausgeklinkt und um den Hausbau gekümmert.
Ein Büromensch mit Ambitionen…
Aus meiner Zeit in Planungsbüros wusste ich noch, wie variabel Preise sein können. Meine Erfahrungen wollte ich nun nutzen, um ein bisschen günstiger an mein Haus zu kommen.
Wenn Du nach Rabatt fragst, bekommst Du ein müdes lächeln und bestenfalls 3% Skonto.
Das ist eine Chance.
Aber ich wollte 1000 Chancen nutzen.
Alles probieren.
Und sehen was passiert.
Ich kann Dir sagen, was passiert ist:
Tatsächlich habe ich nach Schlussrechnung vom Tiefbau satte 35% gespart.
Diese Dosis hat mich süchtig gemacht.
Was habe ich anders gemacht?
Jede, wirklich jede Idee zur Kostensenkung habe ich umgesetzt.
Ich habe sogar beim Tiefbauer als Bauhelfer gearbeitet.
Diese Erfahrung hat mein gesamtes Projekt verändert.
Plötzlich hatte ich nicht mehr das Gefühl ein Bittsteller zu sein.
Denn ich erlebte den Bauablauf hautnah, sammelte Erfahrungen vom Tiefbauer, der lange Zeit Generalunternehmer war.
Und so entwickelte ich ein Gespühr für die „kritischen“ Punkte.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass meine Erfahrungen auch für andere Bauherren wertvoll sein könnten.
Also habe ich eine Reihe von Experimenten zum „GÜNSTIG BAUEN“ gestartet.
Die Ergebnisse sind die Keimzelle dieses Blogs.
So sieht unser Bungalow aus – Und das hat er gekostet.
Einheitliche Fenstermaße sind günstiger
Bad mit Kalkglätte statt Fliesen
Das Projekt Baumin – ein günstiger Bungalow
Bauzeit: 06/2017 bis 04/2018 [11 Monate]
Fläche: 139qm Nutzfläche + Emporen im Kinderzimmer 16qm + Dachboden 31qm + Galerie 32qm + Carport
Bauweise: Holzrahmenbau – Elemente mit Holzfaserdämmung ab Werk
Fassade: Putz mit Besenstrich und Rhombusschalung Lärche
Dach: Satteldach als Gründach
Heizung: Luft-Wasser-Wärmepumpe und Kaminofen
Bodenbelag: Massivholzparkett geölt und Fliesen in Bad, Gäste WC und HWR
Baukosten mit Carport: ca. 270.000€
Einsparung durch Bauminstrategie: über 80.000€
Region: Leipzig
Energiebedarf: 25 kWh/(qm*a) nach Berechnung Energieausweis
Architektenhonorar LPH 1 bis 9: 35.000€
Die 3 wichtigsten Erfahrungen für alle, die einen günstigen Bungalow bauen wollen
Lektion 1: Unabhängige Informationen sind Gold wert.
Du erkennst Sie daran, dass Du nichts kaufst, außer Information. Nur so kannst Du gute Entscheidungen treffen. Das Problem ist nur: Sie sind relativ selten. Wenn Du Deine Zeit nicht mit den falschen Büchern vergeuden willst: Hier empfehle ich die wirklich guten Bücher zum Hausbau.
Lektion 2: Achte auf die [finanziellen] Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren.
Sobald der Statiker vom Architekten vorgeschlagen wird oder der Bauüberwacher vom Generalunternehmer oder der Zimmermann vom Architekten gibt es Interessenskonflikte.
Wenn Du weiter denkst, kommst Du darauf, dass alle Beteiligten nur einmal mit Dir bauen. Aber wahrscheinlich regelmäßig zusammen für Bauherren tätig sind.
Deshalb haben die Herren an bestimmten Punkten meine volle Aufmerksamkeit.
Zu Recht, wie sich herausgestellt hat.
Lektion 3: Glaube an Deine Fähigkeiten und nutze Sie
Ich habe beim Hausbau viele Dinge probiert, die ich noch nie im Leben gemacht habe.
Das liegt in meiner Natur.
Nimm Dir etwas Zeit, um herauszufinden, was Dir liegt. Du lässt Chancen verstreichen, wenn Du von vornherein Dinge ausschließt, nur weil Du Sie noch nie gemacht hast. Nutze die Chance, Deinen Hausbau zu einer besonderen Erfahrung zu machen. Und vielleicht lernst Du Dich dabei ja selbst ein bisschen besser kennen.
Und wenn Du dabei wirklich kostengünstig bauen willst, dann kann empfehle ich Dir mein eBook.
Darin beschreibe ich, wie Du mit cleveren Schachzügen kostengünstig und solide baust.
Ob Du nun einen günstigen Bungalow willst, oder eine Doppelhaushälfte ist da fast egal.
Ich wünsche Dir eine schöne Bauzeit.
Denn schöne Prozesse bringen auch immer schöne Ergebnisse!
Bleib neugierig.
Dein Mario
Es ist großartig zu sehen, dass du das Thema „günstig bauen“ so pragmatisch angehst. Besonders der Punkt, dass man durch persönliche Mitarbeit auf der Baustelle wirklich viel an Kosten sparen kann, ist für viele Bauherren sicher wertvoll.
Die Idee, verschiedene Baustrategien und -lösungen selbst auszuprobieren, um zu sehen, was wirklich funktioniert, ist aus meiner Sicht eine der besten Methoden, den Traum vom eigenen Zuhause zu realisieren. Hast du noch andere Tipps, wie man beim Innenausbau sparen kann, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen?
Die Idee, beim Bauen auch selbst Hand anzulegen, finde ich richtig spannend, besonders wenn man dadurch so viel sparen kann wie hier beschrieben. Die Fenster mit Festverglasung als Einsparungsidee sind wirklich clever, aber ich frage mich, ob sich das langfristig bei der Wärmedämmung bemerkbar macht?
Bei meinen Überlegungen für einen Bau habe ich zusätzlich über eine externe Energiequelle nachgedacht, gerade für Notfälle – da könnte ein Dieselgenerator interessant sein. Vielleicht wäre das ja auch eine Idee, um den Bungalow noch unabhängiger zu machen?
Dein Ansatz, durch Eigenleistung und kreative Strategien Baukosten zu senken, ist echt inspirierend. Besonders die Idee, Fenster mit Festverglasung einzusetzen, zeigt, wie durchdacht man beim Bauen sparen kann, ohne auf Qualität zu verzichten. Ich könnte mir vorstellen, dass ähnliche Ansätze bei Tiefbauprojekten ebenfalls viel Potenzial für Einsparungen bieten, vor allem, wenn man sich auf Schulungen spezialisiert, um Risiken und Schäden frühzeitig zu minimieren.
Planst du vielleicht, deine Erfahrungen in einem Workshop oder ähnlichem Format weiterzugeben?
Da spricht jemand, der sich auskennt, und sich für alle Tips selber schmutzige Fingernägel geholt hat. Danke, sind auch für mich sehr wertvoll !
Danke Stephan.
Ein Ritterschlag, das von Dir zu hören.
Viele Grüße ins Allgäu!