DARUM EIN ARCHITEKTENHAUS
Hier bist Du sicher.
Aber wenn Du Dir bei Fertighausanbietern
Informationen zu Architektenhäusern holst, ist das ein bisschen so,
als wenn Du zu VW gehst, um etwas über die Vorzüge von BWM zu erfahren.
Du meinst niemand würde auf diese Idee kommen?
Doch!
Schließlich zeigt Google beim Suchbegriff Architektenhaus auf der ersten Seite keinen einzigen Eintrag eines Architekturbüros!
Stattdessen von Fertighausanbietern oder Immobilienportalen, die den Begriff für Ihre Zwecke kapern.
Dieser Beitrag hier stellt sich gegen die Verzerrung der Wirklichkeit.
Aber kommen wir zu den schönen Dingen im Leben:
Dem Architektenhaus.
Wenn Du mir 5 Minuten Deiner wertvollen Zeit schenkst, erfährst Du was wirklich zählt.
Text: Mario Hermann
Letzte Bearbeitung: 14.04.2021
Das Lebensgefühl im Architektenhaus.
Ich bin Geniesser, geb ich zu.
Und im Nachhinein muss ich sagen, dass mich mein Hausbau stark verändert hat.
Was ich genau meine?
Meine Wahrnehmung.
Heute gibt es soviel Geschrei da draußen, dass es schwierig ist, das Gute zu finden. Wir werden von Marketingspezialisten trainiert. Bunte Hochglanzbilder, schnelle Bauzeiten und geringe Kosten locken. Dabei gibt es Wichtigeres.
Der Architekt kennt die verborgenen Qualitäten der Baustoffe. Schon durch diesen Fakt allein, ist er sein Honorar wert. Dämmstoffe sind hier ein gutes Beispiel. Aber auch Oberflächen beim Innenausbau. Gerüche. Schall. Wärmespeicherung.
Seit Start meines Hausbauprojekts macht es mir eine Riesenfreude, Räume mit allen Sinnen wahrzunehmen. Hotels, Gaststätten, Kneipen und Museen bieten dazu gute Gelegenheiten. Aber auch Musterhausausstellungen.
Wenn ich die Augen schließe, meine Hand über die Oberflächen gleiten lasse und bewusst 10 Mal tief einatme. Dann erlebe ich einige der verborgenen Qualitäten.
Dann frage ich mich: Was ist das für ein dezenter chemischer Geruch im Hintergrund? Warum klingt der Wohnraum wie eine Bahnhofshalle? Warum fühlen sich die Fliesen so klebrig an, obwohl sie sauber sind? Alles Punkte, die nichts mit Hochglanzbildern und flotten Marketingsprüchen zu tun haben und unser Wohlbefinden doch so stark beeinflussen.
Der Unterschied zwischen Architektenhaus und frei geplantes Architektenhaus
Krrrtsch.
Meine Frau schmunzelt.
Nein, ich trainiere nicht für den nächsten Ententanz.
Ich hänge 20cm tiefer als gewohnt an unseren Esstisch und klammere mich am Tischbein fest.
Es musste ja so kommen, aber ich wollte es nicht wissen.
In einem Monat wollen wir in unser neues Architektenhaus ziehen.
Meine Stühle wollte ich eigentlich mitnehmen.
Aber der Stuhl auf dem ich gerade noch saß erinnert eher an Mikado.
Was war passiert?
Die Holzverbindungen waren so locker, dass der Leim nicht halten konnte und die kleinen Schrauben, die den Fehler beheben sollten, wurden schon viel zu oft nachgezogen.
Dabei klang das vor 3 Jahren doch so gut: „Eiche, massiv, geölt.“
Die Worte stehen für Beständigkeit.
Aber nix da.
Ein gutes Beispiel dafür, dass werthaltige Begriffe gern gekapert werden.
Nicht nur bei den Stühlen, auch beim Hausbau werden Begriffe die Wertigkeit suggerieren, regelmäßig gekapert.
Und dann durch Marketingaffen so lange überstrapaziert, bis der Glanz verschwunden ist.
Das ARCHITEKTENHAUS ist da ein gutes Beispiel.
Viele Hausbaufirmen werben damit ohne einen Bruchteil der Leistung zu bieten. Die Krönung war ein Massivhausanbieter, der auf seiner Internetseite mit Architektenplanung warb. Im Gespräch vor Ort stellte sich dann heraus, dass die Architektin gerade Ihr Studium beendet hatte und nun Ihren Mann im Familienunternehmen unterstützt.
Ich hab Sie nur gesehen, als Sie mir einen Kaffee gebracht hat.
Schade.
Leider lassen sich einige Architekten kastrieren, um in großen Firmen Ihr (sicheres) Auskommen zu finden.
In meiner Welt ist ein Architektenhaus IMMER von einem freien Architekten geplant. Denn ein Angestellter beim Massivhaus- oder Fertighaushersteller ist eben nicht frei, sondern an die Geschäftsinteressen der Baufirma gebunden.
Das ist der große Unterschied.
So ein Angestellter wird Dir als Bauherr nicht das Günstigste empfehlen, sondern die Lösung, die seiner Firma den größten Gewinn verspricht.
Warum also, ist der Begriff ARCHITEKTENHAUS nicht ausschließlich für die Werke freier Architekten zugelassen?
Es darf sich doch auch keiner Arzt nennen, der bei Pfizer arbeitet.
Und es darf sich doch auch keiner Steuerberater nennen, der beim Finanzamt angestellt ist.
Wenn Du also ein Original Architekenhaus bauen willst, dann mußt Du zu einem freien Architekten gehen.
Der Wert von Schönheit
Wenn Du im Leben alles mit Zahlen misst, dann entgeht Dir das Beste.
Gänsehaut.
Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn Du ein Lied hörst, dass Deine liebsten Erinnerungen hoch holt, oder wenn Du das erste Mal beim neuen Vietnamesen sitzt und einen Salat isst, der Dich bei jedem Bissen rätseln lässt, wie so ein Geschmackserlebnis überhaupt möglich ist.
Gute Architektur kann auch verzaubern.
Immer wieder.
Jahre lang.
Und das Beste: Wenn Du Dein Haus doch mal verkaufen willst, kannst Du mit einem höheren Preis rechnen.
In der Zwischenzeit freust Du dich Tag für Tag über gelungene Lösungen.
Diesen Wert kannst Du nicht in € ausdrücken.
Du willst mit von einem echten, freien Architekten ein Haus?
Hier ist noch ein Beitrag für Dich: Wie finde ich einen guten Architekten?
Risiken, die ich kenne, sind KEINE
Es ist kein Selbstläufer ein Architektenhaus zu bauen. Deshalb will ich Dir 3 Situationen zeigen, die kritisch werden können und Dir sagen, wie Du das Risiko minimieren kannst.
#1 Die Bauzeit verzögert sich
Wenn Du mit Architekten baust, ist das relativ normal. Die Gründe sind vielfältig und häufig dem normalen Bauprozess geschuldet. Wenn jedes Gewerk einzeln ausgeschrieben wird, dann ist es eine enorme Herausforderung alle Handwerker zu koordinieren. Wenn die Auftragsbücher gut gefüllt sind, sagt ein Handwerker auch schon mal kurz vorher ab. Die durchschnittliche Bauzeit ist einfach länger. Aber wenn ich mir etwas gönne, wie ein gutes Essen, dann warte ich gern ein paar Minuten länger.
Bei der Abstimmung des Einzugstermins ist Vorsicht geboten. Wir sind mit 4 Wochen Puffer gut hingekommen. Am Ende war trotzdem kein Tag zu viel, aber wir hatten keinen Stress. Klar: Die Deadline für die Handwerker habe ich nur zähneknirschend nach hinten verschoben. Sonst hätten selbst die 4 Wochen Puffer nicht gereicht.
#2 Das Architektenhaus wird zum Experiment
Wie bei mir. Mein Experiment war es kostengünstige Lösungen beim Hausbau zu finden. Die Ausschreibung und Vergabe der Bauleistungen an jedes Gewerk einzeln bietet dafür eine optimale Grundlage. So kannst Du gemeinsam mit Deinem Architekten entscheiden, was Handwerker bauen und was Eigenleistung wird.
Architektenhäuser sind oft auch für andere Experimente bekannt: Experimente mit Materialien, Formen und Farben.
Das sind die Zutaten, die das Architektenhaus zu etwas Besonderem machen.
Doch die gestalterische Rafinesse kann auch leicht daneben gehen. Wenn es nur wenige Handwerker gibt, die die Technik beherrschen, dann zahlst Du oft überproportional viel. Und Du hast eine gute Chance, an Handwerker zu geraten, denen die Methode auch neu ist. Wie beim Putz mit Besenstrich.
Bei exotischen Lösungen also besser immer nach konkreten Referenzen fragen!
Außerdem sind Probeflächen ein ausgezeichnetes Mittel, um die erwartete Qualität abzustimmen.
So wirds für Bauherren und Handwerker entspannter.
#3 Die Kosten laufen aus dem Ruder
Architekturprojekte sind vor allem für eins bekannt: Kostensteigerungen. Die vermeintliche Sicherheit, die beim Hausbau mit Architekten durch Kostenschätzung, Kostenberechnung und Kostenkontrolle aufgebaut wird, ist trügerisch. Mehr noch: mein Architekt hat auf Rückfrage sogar mehrmals betont, dass im Projektbudget kein Puffer notwendig ist, sondern die prognostizierten Kosten immer erreicht werden!
Hätte ich mich darauf verlassen und nur die normalen Bauherrenaufgaben erledigt, hätte ich ca. 10% mehr gezahlt als prognostiziert.
Tatsächlich bin ich mit Kreativität und Ausdauer wesentlich billiger weggekommen.
Wie ich das genau gemacht habe erfährst Du in meinem eBook „So habe ich beim Hausbau über 80.000€ gespart.“
Chancen – meine Gründe für ein Architektenhaus
#1 Das Architektenhaus passt zur Umgebung
Warst Du schonmal mit Anzug am See baden? Kannst Du machen, aber wohl fühlst Du Dich dabei nicht. Weil Dein Outfit nicht zur Umgebung passt. Genauso kann es Dir mit einem Haus gehen, wenn es nicht in die Nachbarschaft passt. Achte mal darauf, wenn Du neu gebaute Häuser anschaust!
Architektenhäuser passen immer besser in die Umgebung. Und dieses Einpassen in die Umgebung wirkt nicht nur optisch. Auch der Wohnkompfort steigt, weil der Architekt die Ausrichtung des Grundstücks und Fassadengestaltung viel besser an Deine Grundstückssituation anpasst.
Anpassung an Hanggrundstück
Geschlossene Fassade zur Straße
Offene Fassade zum Tal
Übrigens: Die optimale Anpassung an das Grundstück ist auch der Grund, warum auf günstigeren Restflächen ausschließlich Architektenhäuser stehen.
#2 Eine Fassade mit Charakter
Ist Dir auch schonmal aufgefallen, dass die Fassade von Fertighäusern oft unstimmig wirkt?
Weil die Symmetrie und der Rhythmus bei der Fassadengestaltung fehlt. Der Grund ist einfach: bei Fertighausanbietern oder Massivhausfirmen wird die Fassade oft ausschließlich durch die Raumorganisation im Grundriss bestimmt.
Hinzu kommt noch, dass die Fassaden oft langweilig wirken. Systembedingt. Schließlich müssen die standardisierten Planungen dem Durchschnittsbauherren gefallen. Und was ist die Folge? Alle Ecken und Kanten, die dem Haus Charakter geben, werden weggelassen.
Nicht so bei Architektenhäusern.
Wenn Du einen besonderen Eindruck hinterlassen willst, dann hat der Architekt das Handwerkszeug dazu.
Du willst selbst noch besser verstehen? Was eine gute Fassadengestaltung ausmacht findest Du hier.
Passender Texturmix – hier die zeitlos schöne Kombination von Lärchenholz mit Glas
Besondere Materialien – hier Sichtbeton mit Flußkies aus der Umgebung
Harmonische Farben – kräftige Farben beleben gedeckte Erdtöne.
#3 Das Architektenhaus bietet außergewöhnliche Flexibilität
Wenn Du was Besonderes vor hast, kommst Du am Architektenhaus nicht vorbei. Dazu mal drei Beispiele.
- Bei uns in Leipzig versteigert die Stadt gern Grundstücke an den Meistbietenden. Selbst mit einem ordentlichen Zuschlag auf den Bodenrichtwert konnten wir nicht punkten. Mit verträglichen Grundstückspreisen hast Du nur auf Restflächen eine Chance. Kleine oder besonders schmal geschnittene Grundstücke will der Durchschnittsbauherr nicht. In Verbindung mit einem Architektenhaus können trotzdem schöne Häuser entstehen.
- Beim Hausbau extrem sparen? Wenn Du flexibel genug bist, ist gemeinsam mit einem Architekten so einiges möglich. Beispielsweise auch der Abbau eines Musterhauses und Wiederaufbau auf Deinem Grundstück. Ein exotisches Beispiel, gebe ich zu.
- Außerdem kannst Du den Grad der Eigenleistungen mit dem Architekten sehr flexibel gestalten. Dabei musst Du nicht befürchten zwar Eigenleistungen zu erbringen, aber die Marge trotzdem dem Fertighausanbieter in den Rachen zu werfen. Was Du genau in Eigenleistung erbringen willst, solltest Du bis zur Erstellung der Ausschreibungsunterlagen abstimmen. Und welche Eigenleistungen sich wirklich lohnen, erfährst Du in meinem eBook.
#4 Raumgestaltung wirklich individuell
Vor unserem Hausbau haben wir in einer Gründerzeitwohnung im Leipziger Westen gewohnt. Dort war die Deckenhöhe 3,30m. Hausbaufirmen bieten aber häufig nur eine Raumhöhe von 2,6m. Das sind immerhin 70cm weniger. Wenn ich das nicht will und die Deckenhöhe zumindest auf 3m erhöhe, kommen die ersten satten Zuschläge. Und mit dem Wunsch nach einem offenen Dachraum konnte auch keiner umgehen.
Das sprengt sofort die individuelle Planung mit der Fertighausanbieter so gern werben… Dabei ist gerade ein Wechsel zwischen offenen, großzügigen Bereichen und kuscheligen Nischen besonders reizvoll.
#5 Der Architekt denkt an die Zukunft
Wie soll Dein Haus sein, wenn die Kinder raus sind? Und wie, wenn Du Deine Rente geniest? Ich habe dazu nicht tagelang nachgedacht, aber zwei Punkte waren mir wichtig.
1. Das Arbeitszimmer und die beiden Kinderzimmer sollen später in einen Raum verwandelt werden können. Dann kann ich immer noch entscheiden, was ich mit den 36qm mache.
So habe ich den Zukunftstrend „Wohnen durch flexible Raumaufteilungen“ in meinen Hausbau einfließen lassen. Große Räume können immernoch mit Möbelstücken oder flexiben Raumteilern gestaltet werden. Ich liebe Felxibilität.
2. Wir haben uns für einen Bungalow entschieden. Ich muss keine Treppen steigen, wenn ich nicht will. Und ich habe einen dirketen Zugang zum Garten.
Wie mich andere Trends zum Haus der Zukunft beeinflusst haben, findest Du in meinem Beitrag: Baue jetzt das Haus der Zukunft.
Es gibt also eine Menge Gründe, sich für ein echtes Architektenhaus zu entscheiden.
Aber wie steht es mit den Kosten?
Die Kosten beim Architektenhaus
Überraschung:
Die Kosten bei einem frei geplanten Architektenhaus müssen nicht höher sein, als bei einem Fertighaus.
Glaube nicht den Mist, der überall geschrieben wird.
Im Gegenteil.
Wenn Du ein Haus mit einem freien Architekten baust, bist Du viel flexibler in der Bausumme.
Natürlich gibt es Luxushäuser, aber es gibt eben auch Low Budget Häuser vom Architeken.
Beim Vergleich FERTIGHAUS VS ARCHITEKTENHAUS ist zu beachten, dass beim Angebot vom Fertighausanbieter die Planungskosten inkludiert sind. Beim Architektenhaus mußt Du nochmal ca. 15 % der Bausumme als Honorar für den Architeken drauf rechnen.
Fazit
Es gibt also genug Gründe für ein Architektenhaus.
Und es gibt auch einen Weg günstig an ein Architektenhaus zu kommen.
Wie ich das geschafft habe, erfährst Du in meinem eBook: So habe ich beim Hausbau über 80.000€ gespart.
Nein, das gibt’s nicht kostenlos, denn alles was einen Wert hat, hat auch einen Preis.
Ich wünsch Dir viel Erfolg auf Deinem Weg zum Traumhaus.
Bleib neugierig.
Dein Mario
Erfreulich motivierender Blog! Und der Architekt ist es Wert, für seine Leistung bezahlt zu werden. Es gibt doch überall Consultants .
Wer kochen kann, kocht weniger gerne Fertignahrung. Setzt natürlich Grundkenntnis und Leidenschaft voraus. Bon Appetit.
Ich finde es echt interessant mich hier mal ein wenig umzusehen.
Sehr spannende Artikel die du das geschrieben hast!