Was bringt Dir ne Baumesse?
Ich war auf der BAU 2019 in München.
Ob es sich der Besuch gelohnt hat?
Vielleicht.
Um ehrlich zu sein: Ich überlege noch.
Von Mario Hermann | 27.08.2019
So war’s
18.1.2019 5:48 Uhr auf dem HBF in Leipzig.
Mein ICE fällt aus. Der Nächste kommt in einer Stunde. Yeah!
Oh man, wie war das nochmal? Dienstleistungen, die nicht zur geplanten Zeit ausgeführt werden, sind wertlos. Die Vielfahrer im Zug scheint das schon nicht mehr zu stören. Da hörst Du so was, wie: „Ja ja, Verspätungen und Ausfälle gibt es in letzter Zeit häufiger.“
6:40 Uhr: Egal, ich sitze im Zug. Endlich!
Nach 3 mal umsteigen sitze ich 10:30 Uhr endlich in der U2 in München und bin kurz vor dem Messegelände. Die Spannung steigt. Schnell eine Jacke an der Garderobe abgegeben und los geht’s.
Ich kämpfe mich durch die ersten 5 Hallen. Mein Ziel ist der Vortrag „The Value of Design“ von Florian Idenburg, einem international tätigen Architekten aus New York. Ich bin zu früh, also höre ich noch das Ende eines anderen Vortrags.
Es geht um BIM, Building Information Modeling ist das neue Zauberwort. Ja, die Digitalisierung macht auch vor der Planungsbranche nicht halt. BIM lässt Architekten auf geringere Kosten bei der Planung hoffen. Die neue Art der Modellierung will aus dem Plan automatisiert die Mengen in Leistungsverzeichnisse übertragen. Erste Softwarelösungen sind auf dem Markt.
Wahrscheinlich hofft der Redner auf neue Aufträge. Immerhin hat er schon 15 Projekte mit großen Architekturbüros erfolgreich realisiert. Auf eine Frage aus dem Pubikum antwortet er überraschend ehrlich: „Bei keinem der Projekte konnte am Ende eine Zeitersparnis festgestellt werden.“ Die Technologie steckt wohl noch in den Kinderschuhen. Kostenvorteile gibt es noch keine.
Der Stararchitekt ist dran. Im 2. Satz erklärt er, dass er das Vortragsthema kurzfristig geändert hat. Keine Ahnung in was, jedenfalls konnte ich keinen Bezug mehr zum kostengünstigen Bauen herstellen. Und letztlich war es einfach eine Vorstellung von 5 Projekten in allen Ecken der Welt. Und seine Arbeitsweise, um kreative Ideen umzusetzen.
Klasse Projekte, klasse Mann, klasse Architekturbüro, leider aber wenig Inhalt zum kostengünstigen Bauen.
Weiter geht’s.
Inspirierende Materialien
18 Hallen mit 2250 Ständen.
Es ist die Suche nach dem Nagel im Holzhaufen.
Ein Gewühle in dem hin und wieder Lösungen aufblitzen, die Lust auf mehr machen.
Sie wecken Interesse, mit neuen Formen und Farben, unerwarteten Eigenschaften.
#1 Schafwollpaneele Whisperwool – schicke Schalldämpfung für den Wohnraum.
2# OSB Platte? Falsch! ESP Platte mit Blauem Engel. Die gesündere Alternative und genauso zum Veredeln geeignet.
#3 Bedruckte Fliesen mit vintage Motiven. Wie lange hält der Druck wohl?
#4 Design – Akustik und Lichtgestaltung mit perforierten Wandelementen von BRUAG.
#5 Gebürstete Vollholzpaneele ca. 19mm stark.
#6 Bambuspaneele zur Schalldämpfung
#7 Wandverkleidung – Holz auf selbstklebender Trägerfolie. Achtung: Das Zeug stinkt! Zumindest ein Hersteller hat Probleme mit Emissionen!
#8 Wiesenblumentapete von StoneslikeStones.
#9 LED Komponenten erobern jede Ecke! Die Lösungen werden ausgereifter.
Was kost das?
Schwierig ist es, hier kostengünstige Materialien zu finden.
Klar, alle sehen gut aus. Eine notwendige Bedingung, um überhaupt Kunden anzuziehen.
Aber oft sind es die versteckten Eigenschaften, die darüber entscheiden, ob es einfach billig oder kostengünstig ist.
Denn billige Materialien sind oft deshalb billig, weil am Material gespart wird, wie im Beipiel #7. Im schlechtesten Fall mußt Du noch mit gesundheitsgefährdenden Emissionen rechnen.
Oder die Materialien sind billig, weil Sie vorgeben etwas Anderes zu sein, wie Beispiel #3. Dann altert das Material oft nicht in Würde, sondern sieht irgendwann einfach nur noch schäbig aus.
Dagegen werden Materialien, die zuerst teuer erscheinen, wie Beispiel #1 plötzlich günstig, wenn zu der guten Optik eine lange Haltbarkeit, positive Effekte auf das Raumklima und überraschende Eigenschaften, wie Schallschutz dazu kommen.
Ich liebe Lösungen, die mehrere Funktionen haben und so auf vielfältige Art und Weise zu einem optimalen Wohngefühl beitragen.
Ob die Materialien wirklich gut in Dein Konzept vom Haus passen, solltest Du nach einer Messe in Ruhe zu Hause überlegen.
Nimm Dir Zeit dafür.
Passt das wirklich?
Auf der BAU habe ich auch einen befreundeten Architekten getroffen. Er hat mir von einem Projekt erzählt, bei dem die Bauherrin sich ein modernes Holzmassivhaus geleistet hat. Mit repräsentativem Eingangsbereich, üppigem Bad und großen Fenstern im Wohnbereich. Den Bodenbelag wollte Sie in Eigenregie verlegen lassen.
Schließlich sind es Fliesen in Holzoptik geworden.
What the fuck?
Nee, oder?
Was daran so schlecht ist?
Es ist nicht echt!
Und dieses Gefühl wird die gesamten Räume prägen. Denn wenn Du genau hinschaust, sieht Parkettboden eben anders aus. Mehr noch: Auf Fliesen zu laufen erzeugt ganz andere Geräusche. Auch wenn Du es nicht genau beschreiben kannst. Es stellt sich unweigerlich das Gefühl ein: Hier stimmt was nicht.
Als wenn Du eine Zeitung aufschlägst und Sie knirscht dabei, wie eine alte Holztür.
Gut, dass ist wahrscheinlich etwas übertrieben, aber Du weißt, was ich meine.
Das Schlimme daran ist, dass dieses unpassende Geräusch ein Mißtrauen gegenüber allen anderen Materialien im Haus erzeugt. Das in diesem Fall auch noch völlig unbegründet ist. Weil ja mit sehr hochwertigen Materialien gebaut wurde.
Vorsicht! Auf Messebesuchen triffst Du oft diese auf Hochglanz polierten Argumentationen von unterkompetenten Vertretern, die genau zu solchen Fehlkäufen führen.
Authentische Materialien war ein Grundsatz meiner Hausplanung. Alles sollte echt sein.
Und ja, es ist schwierig diesem Grundsatz treu zu bleiben. Vor allem die bedruckten Fliesen oben waren echt der Hammer.
Ein Tipp noch für Deine Messebesuche:
Eine Herausforderung ist fast immer die große Anzahl von Ausstellern.
Deshalb überlege ich mir vor einem Messebesuch sehr genau, über welches Thema ich mich informieren will.
Um danach noch den Überblick zu behalten, habe ich mir angewöhnt nur noch Fotos oder kurze Notizen in mein Bautagebuch zu machen. Ich hasse es, sinnloses und oft schweres Infomaterial über die Messe zu schleppen, wenn ich doch alle Informationen später auf der Homepage bekomme.
Maximal Materialproben schaffen den Weg in meine Tasche. Außerdem ist das Gute daran, dass die Fotos chronologisch geordnet sind und man sich so später einfach an den Weg durch die Hallen erinnert.
Also doch: Es hat sich gelohnt!
Gegen 17 Uhr hab ich mich auf den Heimweg gemacht.
Mit ein paar weiteren Ideen, in welche Richtung kostengünstiges Bauen gehen kann. Davon erfährst Du später mehr.
Und wenn ich mich so an die Zeit vor dem Hausbau erinnere …
War der Besuch von Baumessen meiner Region ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum eigenen Haus.
Nirgens bekommst Du in so kurzer Zeit mehr Informationen, wie heute gebaut wird. Also nutze die Gelegenheit!
Übrigens finden die meisten Baumessen im Frühjahr statt.
Jetzt ist also die beste Zeit, um sich schnell und einfach zu informieren.
Bleib neugierig.
Dein Mario
Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen
Hallo Mario.
Ob es sich lohnt… Ich überlege noch ;-)))
Danke für die gute Unterhaltung. Wir waren übrigens auch vor Ort.
Vielen Dank für die Impressionen und humorvollen Schreibstiel. Wir wollen zwar aktuell nicht bauen, lesen dich aber dennoch gerne.
Bis die Tage
VG
Michael
Dank Dir!