Vorsicht! Modernes Haus

Hast Du einen großen Bruder?

Durftest Du als Kind die Jacken anziehen, die ihm nicht mehr gepasst haben?

Dann weißt Du, wie sich altmodisch anfühlt.

Auch beim Haus will das Keiner. Jeder will ein modernes Haus.

Und jeder Anbieter hat ein modernes Haus. Aber was bedeutet modern eigentlich?

Es fehlt eine Definition. Das ist ein Problem, denn so kann jeder das arme Wort nach seinen Vorstellungen mästen. Was rauskommt ist ein verfettetes Ungetüm mit dem Keiner wirklich etwas anfangen kann.

Ich zeige Dir, womit Du rechnen musst, wenn Du wirklich ein modernes Haus willst.

Weil ich Dir kein Haus verkaufen will, sondern selbst eins gebaut habe.

Achtung: Los geht’s.

Von Mario Hermann | 28.08.2019

Modern in der Architektur

Hier gibts die Moderne sogar als Stilrichtung. Der Jugendstil hat‘s vorbereitet. Spätestens nach dem ersten Weltkrieg beginnt Sie dann. Und warum? Weil die Baustoffindustrie neue Materialien entwickelt hat.  Stahl, Beton und Glas verändern die Welt. Es entstehen verschiedene Strömungen. Bauhaus ist bekannt, Konstruktivismus, Funktionalismus und Neue Sachlichkeit hast Du vielleicht auch schonmal gehört.

Alles Moderne.

Rausgekommen sind Häuser, wie das Farnsworth House von Mies van der Rohe.

Aber zu früh gefreut.

Die Moderne bringt uns nichts, weil Sie schon seit den 60’er Jahren Geschichte ist.

Wir leben in der Postmoderne.

Hier kann man auf Stilelemente aus allen Epochen treffen. Verfremdet, umgenutzt, neu kombiniert.

Wenn Du also wirklich modern bauen willst, dann baust Du eigentlich Postmodern.

Klugscheisser, hör ich meine Frau schon sagen.

Wahrscheinlich willst Du einfach die geballten Möglichkeiten unserer Zeit nutzen.  Neueste Erkenntnisse der Bauphysik und Technik, verpackt im angesagten Design.

Der Wunsch ist berechtigt.

Wie kommst Du da hin?

Indem Du 3 Regeln verstehst.

#1 Die Zeit

Der Zeitgeist wird durch Trends bestimmt.

Davon gibt es leider ziemlich viele.

Bei dem Durcheinander hilft ein Blick zum Zukunftsinstitut.

Lass uns davon das Wichtigste nehmen und schauen, was es uns bringt.

Wir starten mit dem Megatrend.

Keiner kommt daran vorbei. Früher oder später wird jeder Lebensbereich davon erfasst und verändert.

Digitalisierung ist beispielsweise so ein Megatrend – Beim Hausbau Smart Home genannt.

Hier lohnt es sich, genau zu wissen, was man will.

Ein Megatrend kann schonmal 20 bis 30 Jahre andauern.

Schade, wenn Dein Haus eine technische Grundlage nicht hat, die für mögliche Zukunftstechnologien gebraucht wird.

5-adriges Stromkabel zum Beispiel. Damit hast Du 2 Adern Reserve zur Steuerung.

Es gibt auch Trends, die etwas schwächer sind.

Konsumtrends.

Sie dauern ungefähr 10 Jahre.

Im Ergebnis werden ganze Produktwelten verändert. Ökobaustoffe, beispielsweise.

Produkttrends haben eine noch kürzere Lebensdauer.

Und werden oft von Marketingabteilungen getrieben.

Zum Beispiel Fensterrahmen in anthrazit.

Keine Ahnung warum das schön sein soll. Nur damit die Fensterflächen von außen größer scheinen?

Feiert sich hier die Industrie, weil Sie es schafft, Plastik mit Folien zu beschichten, die 70°C in der prallen Sonne aushalten?

Oder werden schwarze Fensterrahmen von den Herstellern bewusst als modern in Szene gesetzt?

Bei Kunststoff gilt doch immer noch: hohe thermische Belastung = kürzere Lebensdauer.

Oder nicht?

Vorsicht, bei Produkttrends, die schnell wechseln:

Vielleicht halten die Produkte nicht viel länger ist als der Trend.

#2 Die Qualität

Was bitte hat modern mit Qualität zu tun?

Viel.

Ein Profi kann nur herausragende Qualität liefern, wenn er sein Handwerk regelmäßig trainiert.

Aber passt das mit modern zusammen?

Modern ist doch etwas Besonderes, hip und unkonventionell.

Wie mein Putz mit Besenstrich.

Der ist gerade „modern“. Den hat nicht jeder. Toll, hab ich gedacht.

Und wer baut’s?

Haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaalo.

Niemand da?

Wenn Du viele Angebote willst, ist Putz mit Besenstrich auf Holzfaserdämmung eine unheilvolle Kombination.

Ich war in der Nische gelandet.

Fakt ist: Exotische Aufträge mit wirklich modernen Lösungen will kein Handwerker.

Und wenn Du doch einen gefunden hast, dann ist das Ergebnis trotzdem keineswegs sicher.

Auch wenn Referenzen und Musterflächen dabei helfen das gewünschte Ergebnis abzustimmen.

Also Vorsicht bei modernen Lösungen, die wenig standardisiert sind.

Spaß macht’s trotzdem.

Vor allem wenn Du siehst, wie das Besondere entsteht.

#3 Die Kosten

Mode kostet. Das ist nicht nur bei den Klamotten so.

Mit einem wirklich modernen Haus sind die Kosten meist höher.

  • Weil Du einen Exklusivitätszuschlag bekommst.
  • Weil Dein Handwerker ein größeres Mängelrisiko hat.
  • Weil Du Material verwendest, was in kleineren Losgrößen produziert wird.
  • Weil Du warten musst, weil das Material beim Baustoffhändler Deines Handwerkers nicht auf Lager liegt.
  • Weil an den Schnittstellen zu anderen Materialien unvorhersehbare weitere Arbeiten dazu kommen.

Also Vorsicht, ein wirklich modernes Haus ist eher ein Risiko für die Kosten.

Was nicht bedeutet, dass es immer teuer sein muss.

Im neuen Buch von Thomas Drexel kannst Du moderne Häuser finden, die wenig kosten.

Best of Low Budget Häuser: 50 Projekte ist die perfekte Inspirationsquelle für Bauherren, die bereit sind für moderne Häuser.

So kommst Du zum modernen Haus

Jetzt kannst Du Dich auf „moderne“ Häuser stürzen.

Du weißt, wo der Hund begraben liegt.

Entspanne Dich beim Ideen sammeln auf Pinterrest.

Mach ich auch gern.

Wenn es dann darum geht, ein modernes Haus zu finden, prüfe ich zuerst, ob das Haus den Titel „modern“ wirklich verdient.

Frag doch mal einen Anbieter moderner Häuser: Was genau das Moderne an seinem Haus ist.

Danach kannst Du selbst entscheiden, ob das für Dich auch modern ist.

Wie ich mit den Trends rund um den Haubbau umgegangen bin? Das erfährst Du in meinem Beitrag: Baue jetzt das Haus der Zukunft.

Welches moderne Element ich in meinem Haus überhaupt will, entscheide ich mit folgenden Fragen:

  • Wieviel kostet mich die Investition?
  • Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das überhaupt (irgendwann) nutze?
  • Welchen Mehraufwand habe ich, wenn das später nachgerüstet wird?
  • Steigert das den Wiederverkaufswert?
  • Funktioniert das überhaupt, oder wie lange ist das schon erprobt?
  • Ändert das die Lebensdauer oder den Wartungsaufwand?
  • Wie lange dauert der Trend vermutlich noch im Vergleich zur Lebensdauer des Produkts?
  • Kann das altmodisch wirken, wenn der Trend irgendwann vorbei ist?

Die Fragen passen übrigens auf jede Trendfrage. Probiers doch auch mal.

Du musst ja nicht jeden Gaul reiten.

Zufriedener bist Du, wenn Du Dich bewusst entschieden hast.

Ich wünsch Dir Viel Spaß dabei!

Bleib neugierig

Dein Mario

PS: Zu einem modernen Haus gehört ein moderner Grundriß. Welche Trends beim Grundriß auf uns zukommen und wie Du zu einem guten Grundriß kommst, verrate ich Dir in meinem Beitrag 15 wertvolle Tipps für Deinen Hausgrundriss.

WER SCHREIBT HIER?
Sparen beim Hausbau - Der Macher: Mario Hermann
Hallo, mein Name ist Mario Hermann. Ich zeige Bauherren, wie man auch heute noch kostengünstig und solide bauen kann. Dabei hilft mir Kreativität und Pragmatismus. Hin und wieder auch das Studium der Landschaftsarchitektur (Dipl-Ing.) und Wirtschaft (Dipl.-Wirt. Ing.) an der TU Dresden. Planungsbüros kenne ich noch aus dem ersten Berufsleben. Nach 10 Jahren habe ich den Job als Unternehmensberater an den Nagel gehängt. Und 2017 meinen Hausbau zum Experiment gemacht.

Wenn Du mit Stil bauen willst, schau mal hier: