So wird der Tiefbau zur Chance und nicht zum Risiko

Du baust ein Haus und bekommst nur zu teure Angebote für den Tiefbau? Oder der Tiefbauer hat erst in 6 Monaten für Dich Zeit?

Dann geht’s Dir wie mir vor 2 Monaten.

Und dann hörst Du noch von jedem: „Beim Fundament spart man nicht. Das kann man nie wieder ändern.“

Stimmt. Das Meiste lässt sich eher schlecht ändern. Aber das mit dem Sparen sehe ich anders.

Natürlich entscheidest Du nur zu einem bestimmten Teil was Dein Tiefbau kostet. Klar: Maschinen, Arbeitskraft, Schotter, Beton – alles kostet Geld. Und Du bist nicht der Einzige, der bauen will. Aber Du hast eine reale Chance eine Menge Geld zu sparen. Mit diesen 15 Tips:

Von Mario Hermann | 23.06.2019

Den Grundstein legst Du mit der Angebotsvergabe:

#1 Sammle so viele Angebote wie möglich.

Suche Tiefbauer im Umkreis von 150km. Bevorzuge die Landkreise, die nach den Regionalfaktoren der Baukosten günstig sind. Warum?

Für meine Tiefbauer sind auch Projekte interessant, die weiter entfernt sind. Die Arbeiten sind normalerweise in 1 Woche abgeschlossen und Nachbesserungen gibt es eher selten. D.h. der Tiefbauer hat nicht das Risiko bei einer Nachbesserung nochmal den weiten Weg fahren zu müssen.

Ich habe unabhängig vom Architekten 12 Tiefbauer telefonisch angefragt ob es Sinn macht ein Angebot anzufragen, 4 Angebote angefragt und 2 erhalten. Wir haben 2 Bietergespräche geführt. Und meine zusätzlichen Angebote haben dann letztlich auch dazu geführt, dass sich der Tiefbauer vom Architekten sein Angebot korrigiert hat.

#2 Rede mit dem Tiefbauer, um Optimierungspotential zu finden.

Das beste Mittel um den Angebotspreis zu reduzieren: Finde mit dem Tiefbauer Lösungen, die Euch beiden nutzen.

Also mach’s einfacher. Aus Streifenfundamenten werden beispielsweise Punktfundamente. Frage nach alternativen Herstellern oder Produktqualitäten bei Kontrollschächten. Oder baue Deine Versickerungsmulde selbst und lass Dir mit dem Bagger „nur“ helfen.

Wenn sich der Tiefbauer auf diese Diskussion einläßt erreicht man damit eine Menge:

  1. Es zeigt, dass man „Geiz ist geil“ nicht als Lebensmotto hat.
  2. Man hört dem Tiefbauer zu, d.h. man erkennt sein Fachwissen an. Anerkennung kann übrigens auch ein super Zahlungsmittel sein.
  3. Vielleicht können Alternativen mit günstigeren Einkaufspreisen gefunden werden.
  4. Der Tiefbauer hat die Chance sein Angebot zu korrigieren ohne das Gesicht zu verlieren.

Wenn der Tiefbauer bereit ist diese Diskussion zu führen, ist man auf dem besten Weg zu einem Nachlass.

#3 Vertraue auf Deine Menschenkenntnis!

Höre auf Dein Bauchgefühl. Mach das Projekt mit Menschen mit denen Du gut kannst. So stehst Du auch besser Situationen durch, die nicht so angenehm sind. Und Dir fällt es leichter das notwendige Vertrauen aufzubauen.

#4 Der Geschäftsführer auf der Baustelle.

Wenn Du auf der Baustelle direkt mit dem Chef sprichst, ist das einfach besser als mit einem angestellten Bauleiter zu sprechen. Gerade wenn es um kurzfristige Planänderungen oder Zusatzleistungen geht ist es am Besten mit der Person zu sprechen, die alle Informationen zum Projekt hat.

#5 Die Zahlungsbedingungen.

Skonto ist nicht ganz uninteressant. Auf ein Projektvolumen von 300T€ gerechnet ist es immerhin ein Unterschied von 6T€ ob Du 2% oder 4% Skonto ausgehandelt hast.

Einfache Rechnung. Trotzdem wichtig!

Im Bauvertrag sollten bei der Zahlungsfrist für Skonto immer Werktage vermerkt sein, nicht Wochentage. Das kann schonmal einen großen Unterschied machen, wenn Freitags die Rechnungen kommen …

Mein Architekt gibt die Rechnungen noch am gleichen Tag frei. Aber meine Bank braucht bis zu 2 Tage für die Bearbeitung und die von meinem Tiefbauer nochmal bis zu 2 Tage bis die Zahlung dem Konto gutgeschrieben ist. Insgesamt also 4 Tage.

Bei einer Skontofrist von 5 Tagen kann das Wochenende da schon zum Problem werden.

#6 Frage vor Auftragsvergabe, ob Du als Bauhelfer unterstützen kannst!

Beim Tiefbau kann in kurzer Zeit viel passieren. Das Potential für Überraschungen ist groß: alte Fundamente, Leitungen, Findlinge, Munition, … Grabkammern, Schätze oder Dinosaurierknochen. Wer weiß das schon…

Mal im Ernst: Es ist leicht möglich, dass es ungeplante Änderungen gibt. Da ist es für alle Beteiligten gut, wenn man schnelle Entscheidungen fällen kann. Wenn’s nicht zum Stillstand kommt, haben alle gewonnen.

Und es gibt noch mehr Vorteile.

So sicherst Du optimale Ergebnisse während des Bau’s.

#7 Geh mit auf die Baustelle, um für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.

Es hat mehrere Vorteile als Bauhelfer mit vor Ort zu sein: Tritt etwas Unvorhergesehenes auf, kann ich sofort entscheiden und es gibt keine Verzögerungen. Zudem wirkt die Präsenz des Bauherren natürlich auf alle Beteiligten. Nachbarn, die vorbei kommen. Oder Fuhrunternehmen, die gern mal den Boden unter Bäumen verdichten.

Finanziell kann es sich auch lohnen. Je nachdem welchen Stundenlohn Du für Deine Bauhelfertätigkeit vereinbarst. Einen Nachlass für Deine Unterstützung sollte es aber immer geben. Mein Tip: Frag erst nebenbei nach den Stundensatz für Bauhelfer, falls unerwartet Mehrarbeit anfällt. Dein Stundensatz sollte dannn ähnlich hoch sein.

#8 Frage Experten, die Du nicht bezahlen musst.

Probleme gibt es immer. Die Frage ist nur wie Du mit Ihnen umgeht.

Was machst Du, wenn Du ein Problem hast, bei dem Du nicht mal weisst was Du googeln sollst?

Ruf doch gleich einen Experten an!

Mir hat beispielsweise der Trinkwasserversorger, Abwasserentsorger, Kanalreiniger oder Schornsteinfeger schon geholfen.

Alle haben eins gemeinsam:  Na, was meinst Du?

  1. Ähnliche Herausforderungen sehen Sie fast täglich bei Ihrer Arbeit +
  2. Ihr Verdienst ist nicht direkt an Ihre Empfehlung gekoppelt.

So bekommt man Empfehlungen, die funktionieren ohne viel zu kosten!

#9 Der Bauherrengrill.

Gib etwas und Du wirst bekommen. it dem Bauherrengrill wirst Du nicht arm aber satt und Deine Bauarbeiter gleich mit. Das sorgt für eine angenehme entspannte Stimmung. Das kommt immer gut an. Und vielleicht sind Deine Bauarbeiter dann auch der einen oder anderen „Zusatzleistung“ nicht abgeneigt.

#10 Darf’s ein bisschen mehr sein?

Wenn Du erstmal auf der Baustelle bist, kannst Du mit etwas Geschick weitere Vorteile nutzen. Beispielsweise:

  • Restmaterial für Deine Außenanlagen sichern, wie Armierungsstahl, Frostschutzkies oder Sand,
  • Verteilung vom Mutterboden vorbereiten. Also nicht einen Haufen in der hintersten Grundstücksecke deponieren. Sondern schön verteilt 3 Haufen, um später kurze Wege zu haben. Ich hab mir beispielsweise noch ca. 2m³ Lehm beiseite legen lassen für meine Lehmbauprojekte.
  • Oder den Bagger zum Umschichten von schweren Gegenständen, wie Steinen oder Holzstämmen nutzen.

Wenn’s ein Geben und Nehmen bleibt, hilft Dir Dein Tiefbauer sicher gern.

#11 Deine Chronik einer spannenden Zeit.

Foto’s schaden nie. Immerhin sieht man damit genau wie sich Dein Bau entwickelt hat. Für die Dokumentation der Bautechnik sind vor allem Dinge wichtig, die man später nicht mehr sieht, wie die Armierung der Bodenplatte. Oder der Verlauf der Schmutzwasserleitung.

Und dann macht es natürlich auch einfach Spaß den Entstehungsprozess zu dokumentieren. Ein Stück Deines Lebens, das so nie wieder kommt.

#12 Die Checkerliste.

Als Vorbereitung auf die Endabrechnung empfehle ich den Bauprozess selbst zu dokumentieren. Beispielsweise indem Du alles auflistest, was sich auf eine Preisänderung auswirken könnte. Ich nenne Sie die Checkerliste. Bist Du neugiereig auf meine Checkerliste?

Hier ist Sie: einfach und schnell wenn Du Sie nebenbei führst + enorm wichtig für die spätere Diskussion um die Endabrechnung.

– Punktfundamente Einzelpreis – Positionspreis im Angebot falsch berechnet, 2 zusätzliche Punktfundamente beim Holzdeck

– Veränderung der Medienzuführung – Mehrkosten f. Durchlass zur Mehrsparte + Mehrkosten für Schmutzwasseranschluß mit zusätzlichen Kontrollschacht?

– Entsorgung Bodenaushub – überschlägig 40m³ mehr als in Angebot!

– Erde seitlich lagern – mit Umsetzen. (2x Umgelagert in Vorbereitung auf spätere Geländemodellierung)

– 1 zusätzlichen Eichenbaumstumpf entfernt

Der Projektabschluß und die Schlußrechnung.

Eigentlich sollte es jetzt zu keinen großen Überraschungen kommen. Wenn Du das Angebot gut verhandelt und den Bau immer schön begleitet hast. Trotzdem kommt es gerade jetzt nochmal darauf an. Sonst kann es leicht sein, dass Du vermeintliche Vorteile gar nicht realisieren kannst. Oder ein Vorteil in einer Position vom Nachteil einer anderen Position übertroffen wird.

Der saubere Abschluß ist mit das Wichtigste bei einem Projekt.

#13 Das Wichtigste: Bleib ruhig!

Es geht um viel Geld. Um so verständlicher ist es, dass die Emotionen hoch kochen, wenn etwas nicht wie geplant läuft. Das kenne ich.

Besonders, wenn ich das Gefühl habe über den Tisch gezogen zu werden… Da könnte ich ausrasten. Ich hasse das. Damit kannst Du mich so richtige auf die Palme bringen!

Und, was bringt’s mir, wenn ich alle anschreie, fluche, mit der Faust auf den Tisch schlage, die Fernbedienung an die Wand werfe?

Nix.

Außer vielleicht eine neue Fernbedienung. So geschehen letztes Jahr. Aber das ist eine andere Geschichte.

Fakt ist: wenn Du ausrastest wird der Andere von seinem Standpunkt keinen Millimeter nachgeben. Du willst aber gerade, dass er sich in Deine Richtung bewegt.

Ich frag dann immer erstmal nach. Warum ist das so gekommen? Warum haben wir nicht schon früher darüber gesprochen. Manchmal hat man auch nur zu wenige Informationen.

Wenn Du einen cleveren Verhandlungspartner hast, hast Du danach zu viele Informationen. So das Du wieder nicht durchblickst. Das ist dann oft ein Anzeichen, das was schief läuft.

Nimm Dir dann einfach die Zeit, um über Deine weiteren Schritte nachzudenken.

Das Gehirn funktioniert besser mit wenig Adrenalin!

#14 Die Endabnahme mit Architekt.

Zur Endabnahme solltest Du das Angebot und Deine Checkerliste mitnehmen und die Mehr- bzw. Mindermengen Position für Position mit dem Tiefbauer besprechen. Um Mißverständnisse zu vermeiden. Es ist eben etwas Anderes wenn man sich gegenüber steht als wenn man später nur übers Telefon oder per Mail kommuniziert.

Der Architekt ist dabei, um Fragen zu klären. Es ist defininitiv besser, wenn Du als Bauherr auch den Durchblick hast und Dich eben nicht nur auf den Architekten verlässt.

#15 Was ist noch im Rahmen?

Wozu ist der Tiefbauer berechtigt? Und das auch ohne Dein Einverständnis. Mehr Mengen? Andere Positionspreise?

Hier helfen verschiedene Normen und Richtlinien, wie die VOB weiter. Aber schon die zutreffenden Normen zu finden und auf den eigenen Sachverhalt anzuwenden erfordert Zeit und die entsprechende Muse.

Ich ziehe deshalb eine gütliche Einigung vor. Weil mir der rechtliche Weg einfach zu aufwändig ist. Immerhin gibt es noch weitere Gewerke. Und man sollte die Zeit, die Kosten und auch die Kraft, die ein Rechtsstreit bindet, nicht unterschätzen.

Aus Sicht der Handwerker macht ein Streit auch gerade keinen Sinn. Viel lukrativer ist es doch, schnell den Auftrag abzuhaken und den Nächsten mit vermeintlich höherem Ertrag zu bearbeiten. Das hat mir bei meiner Diskussion um die Endabrechnung wahrscheinlich geholfen… Aber das ist reine Spekulation.

Wenn Du konkret Wissen willst, wieviel man beim Teifbau sparen kann und wieviel Aufwand dahintersteckt, empfehle ich Dir mein eBook: So habe ich beim Hausbau über 80.000€ gespart.

So oder so: Ich wünsch Dir Viel Erfolg mit Deinem Tiefbau.

Bleib neugierig

Dein Mario

PS: Was bei uns einzelne Positionen beim Tiefbau gekostet haben, findest Du hier.

WER SCHREIBT HIER?
Sparen beim Hausbau - Der Macher: Mario Hermann
Hallo, mein Name ist Mario Hermann. Ich zeige Bauherren, wie man auch heute noch kostengünstig und solide bauen kann. Dabei hilft mir Kreativität und Pragmatismus. Hin und wieder auch das Studium der Landschaftsarchitektur (Dipl-Ing.) und Wirtschaft (Dipl.-Wirt. Ing.) an der TU Dresden. Planungsbüros kenne ich noch aus dem ersten Berufsleben. Nach 10 Jahren habe ich den Job als Unternehmensberater an den Nagel gehängt. Und 2017 meinen Hausbau zum Experiment gemacht.

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